Archiv: 1915-12

Brief: Beaurains, den 5. Dezember 1915

…… Heute ist wieder Sonntag und zudem Niklaus-Abend, man merkt hier zwar wenig davon. Habe heute wieder gemauert, ist aber immerhin besser als hier schanzen gegangen, in dem Dreck ist es in dieser Beziehung sehr mäßig.
Wenn wir hier schanzen gehen ist es alles andere als schön; 4 Stunden Marsch, 3 Stunden schanzen und dann noch der Rückmarsch und dabei gießt’s meistens mit Eimern, ist einem aber alles egal und dann noch Wege bodenlos, dass der Dreck oben zu den Schäften rein läuft und immer bei der Nacht. Trotzdem immer mit Humor, was nutzt da das Kopfhängenlassen, wird auch nicht anders von also immer weiter.
Drum ist wieder so ein bisschen Druck wie mauern gar nicht übel. Bleiben wahrscheinlich wohl wieder zehn Tage hier, wenn nichts dazwischen kommt, und wären dann nach dieser Einteilung wohl auch Weihnachten hier in der Sommerfrische. Weihnachten! Wer hätte das voriges Jahr um diese Zeit gedacht, dass wir dies Friedensfest noch hier draußen erleben müssten. Und trotzdem kann man seinem Schöpfer nicht genug danken, dass man noch immer gesund und munter ist in diesem Betrieb.
Du schreibst von Verfrieren. Wär’s mal kalt, dass es krachte, wäre besser als dieses Hundewetter. Nass, kalt und dreckig ist hier an der Tagesordnung. Dies ist das schlimmste Wetter für uns. Wer da aushält ist eisenfest. Denn wenn uns friert werden einfach Bäume gefällt oder so ne alte Hütte umgerissen und nur immer in den Kamin rein gestopft, denn hier in Frankreich hat man meistens noch die offenen Kamine. Da kann man so’n 1/4 Klafter auf einmal rein stecken, dann braucht aber keiner in der Bude mehr die Handschuhe anzuziehen Am Schönsten haben wir’s ja jetzt wenn wir in Pontruet. Mit Quartieren, Nachtruhe und überhaupt in Allem. War auch neulich von dorten aus in St.Quentin im Theater. War so für Kreuzer allerhand, hat uns ja nix gekostet, war eine extra Vergünstigung. Hat uns auch nicht gereut, trotzdem wir pudelnass nach Hause gekommen sind. Ist nämlich hin und zurück 3 Stunden zu laufen. Da würde man auch in Friedenszeiten nicht so weit drum laufen. Doch was will das heißen, ein paar Kilometer; ich möchte nur mal gerne die Klamotten alle beisammen sehen, die wir im Krieg schon alle abgelaufen haben.