Brief vom 13.8.1914

Mobilmachung
Homburg, den 13. August 1914:
… Wünsche bloß, Du wärest mal hier und könntest mal ’nen Blick in die Kaserne und besonders in die Stuben werfen. Da ist aktive Dienstzeit Gold dagegen. Wir liegen in den Fallen ohne Betttuch und Überzüge auf dem Strohsack richtig kriegsmäßig, schlafen aber trotzdem wie die Grafen. Da wird schon für gesorgt. Und wir sind dabei noch gut dran, auf anderen Stuben liegen sie direkt im Stroh, auf deutsch gesagt, wie im Säustall. Aber drum immer kreuzfidel. …
Aber schön gehts hier zu, immer anschließend Dienst, schön warm Wetter, alle Stunde ein nasses Hemd. Die Drillichjacke ist mein Handtuch. Wir haben schon mehr Lumpen verpaßt, gestern abend zuletzt die feldgraue Uniform. Wir sind jetzt vollständig kriegsmäßig ausgerüstet. Glaube aber doch so bald nicht, man kann zwar nix zu sagen. Es ist mir auch einerlei.Die meisten Leute hier sind von Bezirkskommandos Höchst-Griesheim und Umgebung. Da wird jeden Tag die Kaserne belagert von den Weibern nebst Kindern, die bei ihren Soldatenpapa wollen. Wir sind immer wohlgemut … nur immer Kopf hoch. die Siegesnachrichten mehren sich ja schon, es müsste ja auch komisch zugehen, wenn’s anders wäre. …
Hier geht’s richtig kriegsmäßig zu, von morgens 4 – ½5 bis abends 9 Uhr. Aus der Kaserne dürfen wir auch nicht und hier gibts bloß Wasser und Limonade. Habe mich deshalb als Bursche bei einem von unseren Leutnants gemeldet. Kann ich doch wenigstens, wenn wir ein paar Minuten Zeit haben, als mal in die Stadt schlüpfen und ein paar Glas Bier trinken. Denn Brand hat man eben immer, könnt man im Tag nen Eimer voll trinken. Will mich auch jetzt in die Klappe legen, ist schon bald ½11 Uhr und die andern sind schon feste am Holz sägen. Liegen hier mit 20 Mann auf der Bude, rennt einer bald den andern um. …

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